Die Frage, wann wagen wir den "großen Sprung" von Gotland nach Finnland treibt den Skipper seit ein paar Tagen um und ihm auch die eine oder andere Sorgenfalte ins Gesicht. Wie bei jeder Finnlandreise der vergangenen Jahre schwebte das Damoklesschwert des Nordwinds über uns.
Natürlich wollen wir beste Bedingungen haben: eine flotte Überfahrt, genug aber nicht zu viel Wind aus der richtigen Richtung, möglichst wenig Seegang, damit es allen Mitseglern gut geht, kein Regen sondern Sonne aus den selben Gründen – und das alles in dem Zeitraum, in dem es genau in unsere Reiseplanung passt.
Na ja, eine schwierige Aufgabe für die meteorologischen Institute dieser Welt. In unsere Reiseplanung würde es perfekt passen, wenn wir heute Mittag von Visby starten. In Erwartung eines aufklarenden Himmel nach einer verregneten Nacht im Hafen. Nach einer Tagestour haben wir dann im Norden Gotlands noch die Möglichkeit, endgültig zu entscheiden, ob wir noch eine "Bauernnacht" im Hafen verbringen wollen/müssen, oder ob wir zum großen Sprung ansetzen.
Die Windvorhersagen unseres Routingprogramms sagen uns eine unangenehme Lage in der Nacht von Sonntag auf Montag voraus: auf Nord drehender Wind zunehmend auf 5-6 mit Schauerböen. Keine komfortable Vorstellung ...
Szenario Nummer zwei läuft darauf hinaus, Montag vormittag mit günstigeren Entwicklungen vom Norden Gotlands zu starten, dafür dann aber eben auch später in Finnland zu sein.
Darüber möchten wir gerne mal mit einem fachkundigen Menschen sprechen, der direkt an der Quelle sitzt. Weder beim DWD noch bei Meno Schraders Wetterwelt erreichen wir jemanden am Telefon. Normalerweise muss man so eine meteorologische Törnberatung auch zwei, drei Tage vorher anmelden.
Zum Glück erreichen wir Sebastian Wache von der "Wetterwelt" in Kiel, der gerade dort Dienst hat und uns trotz eines großen Arbeitsaufkommens freundlicherweise an Bord zurückruft.
Er erklärt uns erstmal die Wetterlage: Es handelt sich um den Durchzug einer Kaltfront eines Tiefs über Finnland. Eine Kaltfront ist immer so eine Sache - sie kann auch gerne mal heftiger ausfallen, als vorhergesagt. Mit einer Kaltfront mitten in der Nacht ist nicht zu spaßen.
Wir entscheiden uns zu dem, was Sebastian uns rät: Wir wettern die Kaltfont in der Marina Fårösund ab und machen uns morgen auf den Weg nach Finnland.
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Auf der Fahrt von Visby nach Fårösund beglückte uns nach kurzer Zeit tatsächlich die Sonne. Wieder hatten wir eine kleine Regenperiode weitestgehend nachts im Hafen abgewettert. Leider lies auch der Wind nach, so dass der Spinnaker ins Gespräch gebracht wurde.
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SPI MANÖVER INTERRUPTUS
Nach einem ausführlichen Briefing und einer sorgfältigen Vorbereitung legte der Wind inzwischen wieder soweit zu, dass der Skipper einen Spinnaker Interruptus Fall reklamierte.
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Also alles wieder eingepackt, Großsegel und Genua gesetzt, Genua ausgebaumt.
AUSBAUMEN, ABBAUMEN, ZURÜCKBAUMEN
Es wurde nicht langweilig. Dann lies der Wind wieder nach, wir baumten alles wieder zurück und nahmen die Maschine zur Hilfe, da jetzt unter Deck das Essen zubereitet wurde.
Auf zur Fårösund Marina.
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Nach den reichhaltigen Erlebnissen des Tages, fahren wir nun um 2010 CEST in die Durchfahrt von Fårösund ein. Das Licht wechselt leicht in die Dämmerung und wir sehen das heutige Ziel praktisch schon voraus.
In der leeren Marina haben wir gleich am hinteren Steg festgemacht und uns einen guten Platz für die Nacht gesichert.
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Wir sind gespannt ob in der Nacht das Wetter so stark wechselt – im Augenblick kann man sich das nur schwer vorstellen.
